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Gebet eines Dissidenten - Die Vision

Bis eben haben wir sie gejagt

im blauen Gold des Abendlichts

lachen wir japsend wie Hunde

auf der Futterwiese vor dem Ort

höre ich Dich auch ohne Worte sagen

´schließen wir den Tag mit einem Gebet´

und niederliegend im feuchtwarmem Gras

den Blick auf die Sterne gerichtet

schicken wir unsere Gedanken in den Äther -

 

O Kraft, wir danken Dir

für diesen Tag

wie auch für die Tage

die gekommen

seit der Stunde der Reinigung

als Körper, Geist und Seele befreit

und geführt wurden

zu den Elementen

 

Zwietracht und Hass

Angst und Gier

verbannt waren aus den Köpfen

und reine Energie

konnte beginnen zu fließen

was war es erst ein Raunen

dann Jauchzen und Lachen

als die Ketten abfielen

Bomben und Gewehre einschmolzen

in dem Feuer, welches genährt

von dem Papier, das hieß

Aktie und Geld

Banken wurden geschlossen

Börsen gesprengt

und in den leeren Fabriken

ertönt das Lachen spielender Kinder

 

 

Niemand wollt mehr kaufen

Niemand wollt mehr besitzen

mehr und mehr und Andere

und niemand wollt mehr Frondienst leisten

für Geld und Freizeit

die als Freiheit vorgegaukelt

doch nur führten in die Sklaverei

 

Und die Arbeiter legten

ihre Arbeit am Fließband nieder

an denen Autos und Mikrowellenherde

produziert wurden – Dinge, die uns

Zeitersparnis und Komfort versprachen

doch nur abhängig und krank machten

 

Und die Soldaten legten ihre Waffen  nieder

mit denen sie Demokratie

in fremde Länder bringen sollten

und Zivilisation in Kulturen

die wir nicht verstehen wollten

doch der Blick in ängstliche Kinderaugen

machte sie zweifeln

 

Und die Lehrer legten ihre Zeigestöcke nieder

kamen hinter den Pulten hervor

um sich zu den Kindern zu setzen

mit ihnen zu diskutieren

und endlich ihre Fragen zu beantworten

anstatt nur Noten zu verteilen

 

Da kamen die Direktoren

und drohten mit Entlassung

doch die Kinder standen bei den Lehrern

und sagten "Wir halten zu ihnen"

Da kamen die Generäle

und drohten mit Kriegsgericht

doch die Mütter der Kinder

standen bei den Soldaten und riefen

"Wir wollen keinen Krieg"

 

 

Und als die Fabrikbosse kamen

und mit Lohnstreichung drohten

da bekamen viele Arbeiter es mit der Angst

weil sie an ihre Familie dachten

an die abzuzahlenden Kredite und an ihre Rente

doch einige Verwegene riefen:

"Wie wollt ihr uns das nehmen

was uns sowieso nicht mehr gehört?"

Und da fassten alle Mut

und warfen die Fabrikbosse raus

 

Da liefen die Direktoren, Generäle, Fabrikbosse

zu den Politikern und sagten:

"Helft uns, das Volk rebelliert!"

Und die Politiker machten sich auf

um das Volk zu ermahnen:

"Seid vernünftig und erhaltet unsere Demokratie

es ist die Einzige, die ihr habt!"

Da entgegnete das Volk:

"Eure Demokratie ist nicht die Unsrige

in der ein Volk vergessen und verkauft wird

Reiche aber Privilegien haben

und Politiker ihre Diäten erhöhen

das ist Feudalismus und Oligarchie!"

Und das Volk begann selbst zu entscheiden

Räte zu bilden, und eigenmächtig zu handeln

 

Da eilten die Politiker zu den Medien

und baten diese:

"Helft uns, das Volk beginnt selbst zu denken!"

Und die Medien kamen daher

um mit erhobenem Zeigefinger zu belehren:

"Haltet das System aufrecht

oder es wird ein Chaos ausbrechen

schlimmstenfalls der Faschismus wiederkehren

und alles unterdrücken, alles gleichschalten..."

"Das ist bereits der Fall"

riefen da welche

"Wir werden unterdrückt durch die Macht des Geldes

die Medien sind gleichgeschaltet

Desinformation heißt die neue Strategie

 

Das Volk ersäufen in Informationen

was gestern gewußt ist heute vergessen

was heute wahr wird morgen Lüge sein

dies ist ein moderner Faschismus"

Und das Volk stoppte die Druckmaschinen

besetzte die Radiostationen, und

was ihnen sichtbar am schwersten fiel

es warf ihre Fernsehgeräte auf den Müll

um sich dann selbst zu informieren

eine eigene Meinung zu bilden

den Sachen auf den Grund zu gehen

wie man so schön sagt

und dabei festzustellen

daß vieles ganz anders war

als es ihnen

jahrzehntelang weisgemacht wurde

 

Da begaben sich die Medienbosse

zu den Kirchenobersten und klagten

"Helft uns, das Volk glaubt nicht mehr an uns"

Da traten die Vertreter Gottes

vor die Menschen und drohten

"Seid folgsam und füget euch

Denn des Gottlosen Anschläge

müssen vor Gericht

und seine Reden

müssen vor den Herrn kommen

so daß seine Untugend gestraft werde!"

(Saloniker 1.9)

Da traten einige hervor und riefen

"Ihr seid die Gottlosen

denn in Eurer Kirche Namen

wurden millionen Menschen hingerichtet

die den befohlenen Weg nicht gehen wollten

mit einem Gott

der fleischgewordener Mythos war

und dessen selbsternannte Vertreter

nun herrschen und strafen

das Volk unterdrücken

um ihnen die Selbsterkenntnis zu verwehren!"

 

 

Da warfen sich die Kirchendiener zu Boden

und bekannten: "Mea culpa

Wir waren geblendet von der Macht

die uns durch geheimes Wissen gegeben war

Und die Verantwortung

die Menschheit zu führen

glitt uns aus den Händen

Ja, wir geben es zu

Wir sind am Ende!"

 

Da endlich sprangen die alten Fesseln ab

und die Menschen lagen sich glücklich in den Armen

 

"Was sollen wir nun tun mit Jenen?"

fragten da welche

und deuteten auf die Direktoren

die Politiker und die Kardinäle

"Aufhängen!" riefen die Radikalen

die für schnelle Lösungen waren

"Einsperren!" rief das Bürgertum

welches liberaler dachte

"Umerziehen!" riefen die Intellektuellen

alten Traditionen verhaftet

"Nein!" rief da eine kleine Gruppe

die keiner der führenden Ideologien angehörte

"Dann würden wir uns mit ihnen

auf eine Stufe stellen

Laßt sie zu etwas nütze sein

gebt ihnen Berufe

wie Gärtner und Eiswaffelverkäufer!"

 

So geschah es

und als die Konzernchefs und die Manager

begannen Bäume zu pflanzen

und das Lachen von Kindern hörten

da wurden aus ihnen wieder Menschen

wie Du und ich..."

 

Wir haben das Gebet beendet

und kehren zu unserer Hütte zurück

 

 

Auf der Jagd sind wir gewesen

nach den Abtrünnigen

die es immer noch gibt

und die geflohen sind in die Wälder

oder in die Anonymität der sterbenden Städte

Unsere Aufgabe ist es

sie ausfindig zu machen

zu stellen, und sie zurückzuführen

in den Kreislauf des Lebens

Das funktioniert nicht immer

Es gibt die Unverbesserlichen

die nach genauer Prüfung

auf eine Insel gebracht werden

wo sie unter ihresgleichen

ihr Leben verbringen können

so, wie sie es bisher kannten

 

Zuhause angekommen

empfängt uns ein Freund

der mit dem Fahrrad

aus dem Nachbarort angereist ist

Wir entzünden ein Lagerfeuer

und der Freund erzählt

ein Möbelstück gefertigt zu haben

für einen Bekannten

der ihn dafür mit Lebensmitteln entlohnte

die für eine ganze Woche reichen

und da hat er nun Zeit für Besuche

Mitgebracht hat er auch etwas

sagt er und geht zu seinem Anhänger

kehrt mit einem lebenden Huhn zurück

welches er gerne mit uns verspeisen würde

Wir danken dem Tier und töten es

und während der Freund es zubereitet

gehe ich in den Garten

und ernte Kartoffeln und Möhren

So sitzen wir alsbald gemeinsam und essen

 

 

Da kommt ein Nachbar dazu

angelockt durch den Feuerschein

hat Brot aus der eigenen Bäckerei

und einen Kanister Wein dabei

Während wir essen und trinken

berichtet der Nachbar

daß seine Mutter

die er zuhause pflegt

wohl bald sterben wird

Wenn sie tot ist

werden wir sie

auf dem Dorfplatz verbrennen

damit ihr Körper

sich in Energie umwandelnd

ihren Gedanken nachfolgen kann

 

Der Freund ergreift das Wort

Er habe gehört

daß in einem anderen Land

die Todesstrafe immer noch gelte

Wir zeigen uns bestürzt

und kommen nach ausführlicher Diskussion

zu dem Konsens, daß ein Eingreifen

ohne alle Hintergründe zu kennen

die Kultur, die Religion

die Entwicklung des betreffenden Landes

hinterfragt zu haben

keine gute Lösung sei

denn dies habe

so zeigt uns die Geschichte

überwiegend zu Unterdrückung

und Kriegen geführt

und ging nicht selten Hand in Hand

mit Ausbeutung

 

Ich greife meine Gitarre

und nach ein paar Akkorden

singen wir gemeinsam ein Lied

dessen Text so geht:

 

 

"Wir brauchen keine Führer

keine Uhr und keine Zeit

denn sonst wird es wie früher

doch es ist noch nicht so weit

daß alle Menschen denken

und handeln in dieser Welt

es gilt den Lauf zu lenken

ohne Zwang und ohne Geld..."

 

Das Feuer ist zu einem Gluthaufen niedergebrannt

Der Nachbar verabschiedet sich

Der Freund baut sein Zelt auf

um sich schlafen zu legen

 

Und Du und ich

wir beide werden uns lieben

und so positive Energien

in den Äther senden

der die Welt umgibt

alle Gedanken, Worte, Taten

in sich aufnimmt

und zurückgibt – an uns

Wir sind Sender und Empfänger

positiver und negativer Frequenzen

 

Keine Gottheit regelt den Lauf der Dinge

Wir entscheiden

daß die Welt in hellem Licht erscheint

oder in Dunkelheit versinkt

Keine Herrscher, die bestimmen

Keine Religion, die uns trennt

und keine Wissenschaft, die uns entfremdet

von der Natur

Freie Energie, die fließt

durch uns

Freie Menschen

die sich achten, lieben, verstehen

und aufeinander aufpassen

So sei es...

 

Christian C.Kruse, 2004

 

 

 

 

 

 

 

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